29.03.2016

Wanderblick mit Hindernissen

Wie sich der Windenergie-Ausbau in unseren Mittelgebirgen auf die Zukunft zertifizierter Wanderwege auswirken könnte


   Von Michael Hahl M.A., Geograph


Unsere Landschaften verändern sich. Windenenergieriegel begrenzen den Horizont, ziehen den Fernblick in drehende Rotoren, durchdringen das Einssein mit der Natur und brechen das Schweigen der Wälder. Technische Großbauwerke halten Einzug in die beschauliche Bergwelt der Mittelgebirge. Die Branche der Wanderwege-Zertifizierer muss schwierige Entscheidungen treffen: Erhalten (und behalten) Wegerouten auch dann noch ein Zertifikat, wenn in manchen der einst schönsten ländlichen Regionen künftig reihenweise Windenergieanlagen an Höhenwegen verlaufen? Wie bewerten Umfragen und Studien die Landschaftsästhetik, die tourismuswirtschaftlichen Rückkopplungen und das Wandererlebnis im Kontext eines politisch gewünschten Windenergie-Ausbaus? - Essay rund ums Wandern in Zeiten eines landschaftsverbrauchenden Energiewirtschaftswunders ...


Eigentlich war mein Wanderblog abgeschlossen - nun holt mich der Wandertourismus offenbar auf dem Weg der Beschäftigung mit dem Landschaftsschutz wieder ein. "Energielandschaften" lautet das umstrittene Reizwort, hier vor allem heiß diskutiert: "Windenergie". Im Zuge allzu kritikloser "Gläubigkeit" an den Windkraft-Ausbau als vermeintliche Klimaschutzmaßnahme gräbt sich derzeit eine Vorrangfläche für großtechnische Anlagen nach der anderen in unsere Kulturlandschaften. Auch die Mittelgebirge und ihre teils weiträumigen Wälder, die Naturparke und Landschaftsschutzgebiete, die europäischen Vogelschutz- und FFH-Gebiete bleiben nicht mehr verschont. Dies scheint nicht so recht nachvollziehbar aus der Sicht des Landschafts- und Naturschutzes, der Artenschutz wird im Namen eines allzu vage herleitbaren Klimaschutzes durchhöhlt wie Schweizer Käse und der Raubbau kehrt auf eine Weise zurück, wie man es Jahrzehnte lang, als es noch eine nachvollziehbare Raumordnung gab, nicht für möglich gehalten hätte. Gut, alles Ansichtssache, werden manche sagen, da helfen auch die fachlich-logischsten Argumente nicht, zumal Klimaschutz oder das, was viele dafür halten, heuer jeglichen Landschafts- und Naturverbrauch rechtfertigt. – Aber schauen wir einmal, wie es Sinn und Zweck dieses kurzzeitig reaktivierten Wanderblogs entspricht, auf den Wandertourismus mit Fokus auf die Zertifizierung von Wanderwegen.


Ursprünglich, so vor gut zwanzig Jahren, begann die Erfolgsstory, perfekte Wanderwege zu planen und mittels Zertifikaten aufzuwerten, nicht einfach willkürlich mit einer fixen Idee, sondern auf dem Boden empirischer Untersuchungen: Wandergäste wurden befragt, was sie von einem sehr guten Wanderweg erwarten, was ihnen besonders gefällt, was sie stört usw. Auf dieser Grundlage - bereichert durch Kenntnisse der vor allem angloamerikanischen Landschaftspsychologie, die grob gesagt aufzeigen konnte, dass die Wahrnehmung "schöner Landschaften" nicht nur individuelle Geschmackssache, sondern objektivierbar ist - konnte man Qualitätskriterien entwickeln und optimale Wanderstrecken planen sowie vermarkten. Ein neues Feld war gefunden, die Wandergäste freuten sich und die Destinationen mit ihren perfekt inszenierten Wanderwegen nicht minder.


Heute steht durch den politisch gewollten Windenergie-Ausbau eine Überformung unserer Kulturlandschaften, gerade auch in den Mittelgebirgen, ungeheuren Ausmaßes bevor. Teils hat diese Windkraft-Industrialisierung ländlicher Regionen bereits stattgefunden, teils werden nun erst noch die Vorrangflächen in den Regionalplänen ausgewiesen, denen der weitere Ausbau nach und nach folgen wird. Da stellt sich schon die Frage, wie man denn heuer mit der Wanderwege-Zertifizierung umzugehen gedenkt. Hierzu muss man auf der rein fachlichen Ebene überlegen, was eigentlich zuerst da war: die Zertifizierung oder die empirisch ermittelten Qualitätskriterien. Die Frage ist rhetorisch. Denn es sollte ja zweifelsfrei um die Wünsche, Präferenzen und Motive der Wandergäste gehen. So wundert es nicht, dass zertifizierte Wanderwege in den Mittelgebirgen bislang den Zweck erfüllten, dass sie u.a. naturnahe Landschaften, Stille, möglichst wenige technische Bauwerke, Fernblicke mit weiten "Horizonten" usw. aufbieten konnten und damit den durch Befragungen ermittelten Wandererwünschen optimal entsprachen. So konnten diverse "Wanderhimmel" in ländlichen Räumen entstehen und begehbare Naturabenteuer gebucht werden: "Premiumwege", "Qualitätswege", erst Mehrtagestouren, dann zunehmend auch zertifizierte Tagesstrecken. Der Wandermarkt boomte in Deutschlands Mittelgebirgen und die Sache war ganz klar: Wer in seinem Kurzurlaub oder übers Wochenende seine Wünsche nach fußläufiger Lebensfreude einer gezielt ausgewählten Destination anvertraute, der durfte in den per Zertifikat ausgewiesenen Wanderdestinationen weitgehend sicher sein, dass er dann auch Landschaft und Natur pur mit herrlichen Fernblicken oder stiller Waldeinsamkeit erleben würde.


Und nun: Unsere Landschaften verändern sich. Technische Großbauwerke halten Einzug in die beschaulichen Berge. Die Branche der Wanderwege-Zertifizierung muss schwierige Entscheidungen treffen: Erhalten (und behalten) Wegerouten auch dann noch ein Zertifikat, wenn in manchen der ursprünglich einmal schönsten Mittelgebirgsregionen künftig reihenweise Windenergieanlagen am Weg entlang verlaufen? Sollten die Berücksichtigung von – gegebenenfalls bislang noch nicht bebauten - Vorranggebieten sowie Visualisierungen und Sichtachsenanalyen Einzug in die Wanderplanung halten? Werden kommunal und regional erwünschte Routen auch dann als Qualitäts- oder Premiumwege zertifiziert, wenn die Strecken jetzt schon respektive erst in ein, zwei oder fünf Jahren ihre Fernblicke überwiegend auf 200 Meter hohe Maschinen mit zeitweise rasend drehenden Rotoren richten? Nach Werner Nohl (2009) wirken sich ja nicht nur das technisch überformte Landschaftsbild, sondern auch eine unvermeidliche „Zwangswahrnehmung durch Rotorbewegungen“ störend auf das landschaftsästhetische Erlebnis aus. Oder geht man nun mit den "grünen Maschinen" so um, wie man es auf Grundlage der empirischen Befunde bislang mit allen industriellen Anlagen tat und verteilt kräftigen Punktabzug bis hin zur konsequenten Unmöglichkeit, eine Wanderroute an "Windparks" entlang oder mit etlichen Sichtachsen auf solche überhaupt zu zertifizieren?


Aktuell sucht die Qualitätssicherungsbranche hinsichtlich prädikatisierter Wanderwege versus Windenergie noch einen recht moderaten Weg. Nun kann man sagen, was man will, aber 200 Meter hohe Windenergieanlagen auf bewaldeten Bergrücken sind nun einmal technische Großbauwerke und eben doch keine spielzeugähnlichen Öko-Symbole, wie man sie lange genug in vielfach reproduzierten Werbebildchen kommunizierte und visualisierte. Noch heute schwanken die Begrifflichkeiten zwischen "Windpark" und "Windenergie-Industrie", was letztlich die Kluft zwischen Schein und Sein vor Augen führt. Wenn man nun derzeit (noch?) im Kontext von Wanderwege-Zertifizierungen ein relativ hohes Maß an Toleranz aufbringen möchte, obwohl diese Großbauwerke von der empirischen Forschungslage her als negative Beeinträchtigung des Landschaftserlebnisses gewertet werden müssten, dann wäre das zwar sicherlich dem derzeitigen politischen Willen gezollt sowie einer momentan noch teilweise wirksamen Konvention der Beschönigung, die aber bereits am Bröckeln ist. Jedoch: Die Grundlage der ausgeklügelten Qualitätskriterien für zertifizierte Wanderwege ist und bleibt eben eine empirische - keine politisch korrekte.


Gut, Sie werden vielleicht sagen: Die Toleranz und mit ihr die Wahrnehmung verändere sich. Die scheinbare und vielfach kommunizierte „Alternativlosigkeit“ von Windenergieanlagen pause sich in der Akzeptanz der Wandergäste durch. Windenergie werde von vielen positiv bewertet usw.. Sagen wir einmal so: Die Studienlage dazu erscheint etwas widersprüchlich. Während Werner Nohl, Deutschlands Urgestein der planerischen Landschaftsästhetik, den zerstörerischen Effekt von Windkraftanlagen auf das Landschaftsbild objektiv zu greifen versucht oder die Studie "Gone with the wind" der Geographen Tom Brökel und Christoph Alfken durch statistische Analyse zeigt, dass sich Windkraftanlagen negativ auf den Tourismus im nahen Umland bis 20 Kilometern auswirken können, kommt Heinz-Dieter Quack an der Ostfalia-Hochschule zur Erkenntnis, so ist zu lesen, dass sich - im Untersuchungszeitraum 2013 bis 2015 - 45 % der befragten Wanderer, die Windenergieanlagen auf ihrem Weg bemerken, von diesen gestört fühlten. Auch ein Drittel der so genannten "Ökostrom"-Bezieher störten die Windenergieanlagen. Das Störempfinden sei dann am stärksten, wie 98 % der Befragten äußerten, wenn das Landschaftsbild stark durch Windenergieanlagen dominiert sei und wenn die Aussichten hierdurch beeinträchtigt würden.


Das ist eine im besten Falle mittelprächtige Bewertung der Beeinträchtigung des Wandererlebnisses durch Windenergieanlagen am Weg. Die Folgerung liegt meines Erachtens nahe - auch wenn man das teils noch relativ frühe Stadium des erst beginnenden Windkraft-Ausbau in den Mittelgebirgen berücksichtigt -, dass gut 45 % der offenen Blicks und auf Fernsichten wartenden Wanderer künftig doch lieber jene Wanderdestinationen wählen werden, wo sie tatsächlich das bekommen, wofür Qualitäts- und Premiumwege doch einst standen: Schöne Aussichten. Stille. Naturnahe Landschaften. Geringe Technisierung ... Wie hieß es doch einmal am Saar-Hunsrück-Steig: Wanderer, wann war dein letztes Abenteuer? – Realistisch betrachtet spricht vieles dafür, dass das, was beispielsweise in einer Studie des an die Uni Passau angekoppelten Centrums für marktorientierte Tourismusforschung ("CenTouris") bereits Ende 2012 ermittelt wurde, auch im Wandersektor eine für manche bittere Realität werden könnte: Nur 21 % der Befragten, so heißt es darin, begrüßten Windenergieanlagen in Mittelgebirgen. In Urlaubsregionen sei die Akzeptanz besonders gering. Immerhin 26 % der Befragten sahen Windenergieanlagen an Aussichtspunkten und Wanderwegen als Grund, in dieser Region erst gar keinen Urlaub mehr zu machen. - Dass gerade auch die Wanderer kritisch und anspruchsvoll ihre Zielorte wählen, ist lange schon bekannt.


Solche Umfragen und Auswertungen schaffen nicht gerade die beste Prognose für den Wandermarkt in Mittelgebirgen im Kontext der Windkraft-Industrialisierung. Sie legen den Schluss doch recht nahe, dass denjenigen Kommunen und Regionen, die auf Wandergäste und zertifizierte Wanderwege setzen, aber gleichzeitig den Windenergie-Ausbau in ihren Landschaften allzu unkritisch ermöglichen oder gar aktiv vorantreiben, künftig nicht der wandertouristische Erfolg beschieden sein kann, der gewünscht war und für den nicht gerade wenig investiert wurde. Ich gehe auf Basis der angerissenen Kenntnisse davon aus, dass es in den kommenden Jahren in den Mittelgebirgen klare Gewinner und Verlierer geben wird: Regionen und Kommunen, denen der Wandertourismus aufgrund der windenergieindustriellen Überformung ihrer einstigen "Wanderparadiese" weg brechen wird, und solche, welche ihr ästhetisches Landschaftsbild bewahren können, die dadurch sogar umso mehr Wandergäste bekommen, weil hier eben noch genau das zu finden sein wird, wonach jene - wie die Landschaftspsychologie längst wusste - sich in ihrem „Wanderherzen“ sehnen.


Dass die derzeit wahrlich nicht zu beneidende, aber auch in ihrem kritischen Denken und Handeln herausgeforderte Zertifizierungsbranche solche Prognosen umgehen kann, wage ich zu bezweifeln. Die abzusehende Entwicklung hat etwas von Fünf-Sterne-Restaurants, unter denen einige das aufgewärmte Hauptgericht von vorgestern präsentieren werden und der Ansicht sind, dass es den Gästen auch übermorgen noch schmeckt. Die gute Nachricht: Der Markt wird es regeln.

11.11.2013

Hier ist der Weg ...

... zu Ende, sorry. - Danke fürs wohlwollende Mitlesen!
 

09.04.2013

Neckarsteig - Folge dem Fluss. Finde dich selbst.

Vortrag am Mittwoch, 10. April 19:30 - ca. 21:00 Uhr
Referent: Michael Hahl M.A., Geograph
Location: Volkshochschule Eberbach
vhs-Haus Eberbach, Großer Saal
Bussemerstr. 2a
Kosten: 6 Euro Abendkasse
Keine Anmeldung erforderlich 
Auf dem im Jahr 2012 eröffneten Qualitätswanderweg „Neckarsteig“ können Sie einen abwechslungsreichen Landstrich mit einer Vielzahl kultureller Schätze und eindrucksvollen landschaftsgeschichtlichen Spuren durchwandern. Der bilderreiche Abendvortrag ermöglicht Ausblicke und Einblicke zwischen Heidelberg und Bad Wimpfen und erläutert auf - hoffentlich anschauliche Weise - die Hintergründe.

Im geologischen und naturräumlichen Fokus geht es um die spannende Flussgeschichte des Neckars, die Mäander und Umlaufberge, und um das Reich der regionalen Gesteine, beispielsweise um den „Neckartäler Hartsandstein“ oder den Muschelkalk, der etwa ab dem Schreckberg wahrgenommen werden kann und schließlich den Naturraum Neckarland, der sich südlich des Mosbacher Raums an den Odenwald anschließt, landschaftlich dominiert. Das kulturhistorische Spektrum des Vortrags umfasst die erstaunliche Burgenvielfalt mit ihrer vor allem stauferzeitlichen "Vita" sowie die atmosphärischen Altstädte und Dörfer an den Ufern des Flusses. Schließlich wird das ein oder andere Augenmerk auf die Schifffahrtsgeschichte und auf die Hochwasserereignisse vergangener Jahrhunderte gelegt – und auch die Dichter kommen zu Wort, denn der Neckar durchströmte von jeher die Federn der reisenden Poeten ebenso wie den heimischen Volksmund der Sagen.
Der Vortrag will zudem ein wenig wanderplanerisches Hintergrundwissen zum "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" vermitteln. Wann und wie kam die neue Lust am Wandern zu einem professionellen wandertouristischen Qualitätsmanagement? Was sind "Premiumwege", was sind "Qualitätswege"? Welche Studien, welche Wanderforschung, welches Marketing und "Ranking" flankiert die neuen deutschen Wandermarken? Und wo findet in alledem der "Neckarsteig" seinen Platz?

Background: Der Neckarsteig wurde unter Federführung des Naturparks Neckartal-Odenwald und der Touristikgemeinschaft Odenwald, in Kooperation mit den anderen regionalen Tourismusverbänden, nach den Kriterien des Deutschen Wanderverbands als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifiziert. Mein Projektbüro proreg erarbeitete hierfür bereits 2008/2009 eine 80-seitige Projektstudie, in der u.a. zusammen mit Timo Bracht, dem geistigen Schöpfer und Ideengeber des Neckarsteigs, ein erster Streckenentwurf als Planungsgrundlage zusammengestellt wurde. Markierung und weitere Dienstleistungen erfolgten durch den Odenwaldklub in enger Kooperation mit dem Naturpark und der TGO. Schließlich wurden von mir die Texte für Imagebroschüre und Webauftritt verfasst, die Fotos steuerte Andreas Held dazu bei.

15.02.2013

Wege der Zukunft?

Mit meinem Projektbüro proreg biete ich Kommunen und Regionen ein kompetentes Umsetzungsmanagement an der Schnittstelle zwischen Wandertourismus und Regionalentwicklung. Dieser Artikel beschreibt einen innovativen Blickwinkel, mit dem große regionale Wanderwege für konsequent nachhaltige regionale Kreisläufe gestärkt und neue sozioökonomische Muster in Gang gebracht werden können. (Sie finden den Beitrag auch unter "Regionalentwicklung" auf der Website www.proreg.de .)

Genossenschaftlich oder als Gemeingut organisierte Wanderwege - Instrumentarium zukunftsfähiger Regionalwirtschaft

"... Wo die Wanderung zum Produkt, der Weg zur Marke umdefiniert wird, wird die Landschaft mit ihrem jeweiligen Charakter und ihrer Eigenart zur austauschbaren Kulisse. Und du als Wanderer wirst zum bloßen Kunden degradiert. Auf dem "Trendmarkt Wandern" zählt nur noch deine Kaufkraft. ..." So formuliert Ulrich Grober, Autor des Bestsellers "Vom Wandern", seinen Blickwinkel in einem Vortrag im Sommer 2012. Nicht ohne eine denkwürdige Alternative für das "Marketing" zertifizierter Wanderwege anzubieten, das sich in einer Nische jenseits des rein ökonomisch ausgerichteten Marktes bewegen könnte: "... Heute diskutiert man weltweit über die Rückkehr der "commons", der Gemeingüter. Ist nicht ein Weg ein klassisches, das klassische Gemeingut?"












Am 1. Wandersymposium der Lüneburger Heide, das im Juni 2012 zur Eröffnung des  Heidschnuckenwegs von Hamburg nach Celle stattfand, konnte ich zwar nicht teilnehmen, doch freundlicherweise ließ mir Ulrich die öffentliche Rede zukommen, um mir seinen innovativen Gedanken vorzustellen. - Grober ist ein Visionär und einmal mehr, wie so oft in seinen Publikationen und Büchern, die neben dem Wandern geradezu eine Gesamtschau ökologischer Lebensstile thematisieren, regt er zu neuen Perspektiven an. Seine Überlegung, einen zertifizierten Weg als Gemeingut zu entwickeln, mag auf den ersten Blick auf Unverständnis treffen, auf den zweiten aber zeigt sie eine mögliche, eine denk- und realisierbare Formatierung auf.

Von Ulrich Grobers Fokussierung angeregt, habe ich mir im letzten Jahr die groben Konturen der Idee, einen Wanderweg als "common" zu konzipieren, einmal näher betrachtet und konzeptionelle Überlegungen dazu angestellt, die ich mir auch für den Neckarsteig zwischen Wimpfen und Heidelberg - zu dieser Zeit noch auf der Suche nach einer Organisationsform - gut hätte vorstellen können. Generell stellt sich für unsere zertifizierten Wanderwege, insbesondere die großen "Regionalwege" ja mehr und mehr die Frage, wie sie sich auf dem immer ausgetreteneren, teils auch durch planerische Unsensibilität überfüllten deutschen Wandermarkt positionieren lassen und wie man ihre Qualitätsentwicklung dauerhaft koordinieren könnte; nicht selten fehlt das Bewusstsein und oft schlichtweg der Etat für Wegemanagement und Marketing. Schon aus diesem Blickwinkel heraus könnte eine neue Form von Trägerschaft den ein oder anderen Regionalweg in eine neue Zielrichtung lenken.












Meine Vision, ein Scenario: Eine große zertifizierte Regionalroute wird als Gemeingut oder ein eng daran angelehntes Format entwickelt und von einer breiten Bürgerschaft sowie engagierten regionalen Unternehmern getragen. Die Idee der "commons" hat viele Überschneidungen zu bürgergenossenschaftlichen Organisationsformen, die sich - wenngleich bislang erst selten praktiziert - auch als starke Alternativen im Tourismus und Marketing erweisen, gerade durch ihre Orientierung zur Gemeinschaftlichkeit und Solidarität, die sich im Rahmen der Stadt- und Regionalentwicklung mit ihren kommunalen oder regionalen Wirtschaftskreisläufen sehr gut umsetzen lässt. Folglich bietet sich die Überlegung an, einen großen Regionalweg - nennen wir diesen hier einmal "Regio-Steig" - als Projekt einer eingetragenen Genossenschaft (eG) aufzubauen.

Ein regionaler Zertifikatsweg kann, bürgergenossenschaftlich oder gemeingutwirtschaftlich entwickelt werden, um erstens realisierbare Optionen für Qualitätsentwicklung, Wegemanagement und Vermarktung anzubieten, zweitens um das Produkt durch eine solidarische Zuständigkeits- und Leistungsgemeinschaft zu stärken, drittens um dieses Produkt, den Weg also, optimal als Instrumentarium für regionale Wirtschaftskreisläufe nutzen zu können, wobei nicht der Wachstumsgedanke überbetont, sondern ökonomische Stabilität und gesellschaftliché Lebensqualität als zukunftsfähige Ziele definiert werden.

 

16.01.2013

Vulkanexkursion auf dem "Katzensteig"

Im Jahr 2012 wurde im südlichen Odenwald der so genannte "Katzensteig" eingerichtet und im Gelände markiert. Es handelt sich um eine 26 km lange Wanderroute, die von Eberbach über Waldbrunn bis Neckargerach führt. Der Wanderweg, der im Frühjahr 2013 offiziell vorgestellt wird, soll den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes entsprechen. Highlight der Strecke ist der 626 m ü. NN hohe Katzenbuckel, der höchste Berg des Odenwaldes mit spektakulärer vulkanischer Vergangenheit.

Als Zweitagesroute, mit Übernachtung in Waldbrunn, eignet sich der "Katzensteig" gut, aber auch als Tagestour, aufgrund immenser Steigungen - mit 500 Meter Höhenunterschied zwischen Neckartal und Hoher Odenwald - dann eher für geübte Ausdauerwanderer. Man kann in Eberbach oder in Neckargerach starten. Da beide Neckartalkommunen an die S-Bahn angeschlossen sind, ist die Wanderung zum jeweiligen Ausgangspunkt problemlos auch ohne Pkw organisierbar.

Wer eine Wanderung am "Katzensteig" mit einer Geoexkursion am Katzenbuckel verknüpfen will, kann sich hierfür schon heute die folgenden Termine anstreichen: Jeweils sonntags zwischen 10 und 12 Uhr finden am 21.04., am 09.06. und am 28.07.2013 Führungen mit dem Geowissenschaftler Michael Hahl im Auftag der Gemeinde Waldbrunn statt. Auf einer Strecke von 1,5 km können Sie bei mehreren Kurzvorträgen die erdgeschichtlichen Geheimnisse des Vulkanrelikts entdecken: Steinbrüche, Gipfelfelsen und viele aufschlussreiche Spuren im Gestein.

Weitere Infos und Kosten erfahren Sie bei der Tourist Information Waldbrunn sowie in den Terminkalendern auf www.waldbrunn-odenwald.de und www.proreg.de. Ab Spätsommer gibt es weitere Exkursionstermine. Wandergruppen können die Führung auch individuell buchen.

14.01.2013

Wandern im Süden

Eine neue Broschüre der Tourismus Marketing Baden-Württemberg zeigt eine Auswahl der schönsten Wanderrouten im Land. Darin werden einige der als Premium- oder Qualitätswege zertifizierten Tagestouren und Mehrtagesstrecken vorgestellt, zu denen natürlich auch der Neckarsteig zwischen Heidelberg und Bad Wimpfen gehört. Höhenprofile, Piktogramme und Routenbeschreibungen machen die Broschüre, die derzeit auf der Stuttgarter CMT präsentiert wird, zu einem attraktiven Guide, um sich einen Überblick zu den Wanderhighlights Baden-Württembergs zu verschaffen.

(Foto: Pressebereich der TMBW-Homepage)

08.01.2013

Wandertourismus im Norden Baden-Württembergs

Zukünftig überregionale Vermarktung

Taufrisch ist die Kooperationsvereinbarung, welche die sieben Tourismusgemeinschaften im Norden Baden-Württembergs gestern unterzeichneten. Neue Marketingpläne sollen zukünftig nicht allein die Wanderangebote, sondern auch das Radfahren und die Themenschwerpunkte Wein und Kultur überregional kommunizieren und ein gemeinsames Werbebudget generieren.

Mit der Tourismuskooperation Nördliches Baden-Württemberg stehen nun neben den hiesigen Tourismusgemeinschaften "Odenwald" (TGO) und "Kurpfalz" auch die Verbände "Heilbronner Land", "Hohenlohe", "Hohenlohe-Schwäbisch Hall", "Liebliches Taubertal" und "Kraichgau-Stromberg" gemeinsam am Start.